Im Zeichen der Kumpanen: Glück Auf Heilige Barbara & Marie Jahoda

1906 erbaute Thomasroith die erste und bislang einzige Kirche Oberösterreichs, die der Hl. Barbara geweiht ist. Der Schutzpatronin der Bergleute wird an jedem 4. Dezember gedacht. In diesem Jahr mit einer Lesung durch die Schauspielerin Maria Hofstätter aus dem Buch „Arbeitslose bei der Arbeit“, herausgegeben von Prof. Johann Bacher, Dr. Waltraud Kannonier-Finster und Prof. Meinrad Ziegler. Darin zeigt Marie Jahoda ihre Studien zum Niedergang des Bergbaus.

Thomasroith – Heimatgemeinde von Tabakfabrikdirektor und Urban Miner Chris Müller und einziger oberösterreichischer Ort mit einer geweihten Barbarakirche. Hier wird die Tradition des Bergbaus noch hochgehalten. Vor allem auf Zusammenhalt der Kumpanen ist man stolz. So ist auch jeder 4. Dezember ein wichtiger Tag in der Gemeinde am Hausruck.

Den Festzug zum Ortsplatz führte die Bergknappenkapelle Thomasroith an, gefolgt vom Bergknappenverein unter Obmann Willi Eckstein, der FF Plötzenedt, dem Team der Roten Kreuz Ortsstelle Thomasroith und dem Trachtenverein D´Hoangartler. Die Kranzniederlegung zum Totengedenken wurde traditionell von Ernst Rinortner am Klopfbrett angeschlagen. Anschließend ging es zur Hl. Messe mit KonsR. Mag. Konrad Enzenhofer in die Barbarakirche.

Maria Hofstätter liest Marie Jahoda – Arbeitslose bei der Arbeit.

Ein Blick zurück in die Geschichte. Die Zeit: die 1930er Jahre mit der Wirtschaftskrise, die ganz Europa erfasst hatte. Der Ort: Ein Bergbaurevier in Großbritannien, im südlichen Teil von Wales: das Eastern Valley. Das Tal zieht sich von Cardiff nach Norden, hinauf in die Berge.

Die Region war seit mehr als 100 Jahren von Schwerindustrie geprägt. Eisenerz und Kohle wurden in einer Vielzahl von kleinen Zechen gefördert. Seit den 1920er Jahren litt die walisische Industrie unter Produktivitätsschwächen. Die kleinen Betriebe konnten bei der Modernisierung der Anlagen und Maschinen nicht mithalten. In den 1930 Jahren kam die Weltwirtschaftskrise dazu. Hohe und langandauernde Arbeitslosigkeit, Verelendung der Familien der Bergarbeiter waren die Folge.

1935 begann dort die Sozialorganisation der Quäker, einer christlichen Religionsgemeinschaft, mit einem Sozialexperiment, das die Folgen der Arbeitslosigkeit lindern sollte. Die Bergarbeiter wurden eingeladen, sich in einem genossenschaftlichen Projekt zu organisieren. Ziel war, Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs selbst zu produzieren. Der Verein nannte sich „Gesellschaft für Subsistenzproduktion“; in verschiedenen Abteilungen wurden auf landwirtschaftlichen und in kleingewerblichen Betriebsstätten für den Eigenbedarf Gemüse und Obst angebaut, Viehzucht und Milchwirtschaft betrieben. Eine stillgelegte Brauerei wurde renoviert und umgebaut. Sie diente als Zentrale des Vereins und beherbergte Werkstätten für Schuhmacher, Weber, Schneider, Tischler, Fleischhauer und andere Handwerke.

Die Arbeitslosen erhielten weiterhin die staatliche Unterstützung. Ihre Arbeit im Verein wurde nicht mit Geld, sondern in Naturalien bezahlt. Die Arbeiter konnten alle Produkte im Genossenschaftsladen zum Selbstkostenpreis erwerben; da der Faktor Arbeit in der Preiskalkulation keine Rolle spielte, kosteten die Waren oftmals nur die Hälfte dessen, was in den Geschäften zu zahlen gewesen wäre. Hinsichtlich der Qualität lagen die selbst hergestellten Produkte jedoch weit über jener im kommerziellen Handel. Die Organisatoren legten Wert darauf, dass für die Arbeit in allen Abteilungen neueste Maschinen und Geräte zur Verfügung standen. Ein Effekt des Projektes war, dass sich der Lebensstandard der Mitglieder des Vereins wesentlich verbesserte.

Längerfristig war die Grundidee des Sozialprojektes, eine Nische in der kapitalistischen Warenproduktion einzurichten und auszubauen. Der Eigenbedarf an alltäglichen Gütern, insbesondere an Lebensmittel, sollte außerhalb und unabhängig von marktwirtschaftlichen Strukturen in regionalen und kooperativ organisierten Formen produziert werden. Sozialer Wandel, so die Überzeugung der Projektleiter, müsse von unten kommen und organisiert werden – nicht über die radikale Umgestaltung der gesellschaftlichen Ordnung.

Marie Jahoda war mit einer Begleitstudie zu dem Projekt beauftragt. Der Titel ihres Berichts, der 1938 fertiggestellt wurde, lautete „Arbeitslose bei der Arbeit“. Die Fragestellungen: Wie wird das Projekt von den Arbeitern wahrgenommen? Welchen Beitrag kann das Experiment zu einem friedlichen gesellschaftlichen Wandel leisten? Den wichtigsten Erfolg des Projekts sah sie darin, dass organisierte, kollektive Arbeit für die älteren Männer unter den Arbeitslosen bereitgestellt wurde.

Marie Jahoda hatte aus der Marienthal-Studie die Überzeugung mitgenommen, dass es zu kurz greift, Arbeit nur unter einem materiellen Gesichtspunkt zu sehen. In Marienthal wurden erstmals die sozialen und psychischen Wirkungen von Arbeitslosigkeit untersucht. Ohne Arbeit zu sein, bedeutet Verlust an sozialer Integration, Einschränkung von Handlungsfähigkeit und vielfach Depression. Dagegen hilft nur die Einbindung in kollektive Arbeitsprozesse. Sie vermittelt tägliche Anforderungen, sozialen Austausch und das Bewusstsein, gebraucht zu werden.

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Hausrucker Braunkohle

Über 200 Jahre wurde in den Hausruckgemeinden Braunkohle abgebaut und sicherte so ein regelmäßiges Einkommen und einen bescheidenen Wohlstand für die Bergknappen und deren Familien. Mancherorts wird auch versucht die Geschichte des Kohlenabbaues im Hausruck mit verschiedenen Schauobjekten in Erinnerung zu halten, deren mühsame Arbeit damals Land und Leute geprägt haben.

So wurde in Thomasroith der Ortsplatz dementsprechend gestaltet, ein Kohleweg geschaffen und in Kohlgrube kann man in einem eigenen Museum in die Geschichte des schwarzen Goldes eintauchen. Das Klopfbrett darf bei solchen Ausstellungen nie fehlen. Es war früher das Signalinstrument, mit dem die Bergleute alarmiert und zusammengerufen wurden.

Barbara Würstel & Torte

Etwas darf auf keiner Barbarafeier fehlen: die traditionellen Barbara-Würstel und die himmlische Barbara-Torte, deren Rezept ein gut gehütetes Geheimnis ist. Im Turnsaal wurde in Bergmannskittel noch gemeinsam gefeiert und geprostet, darunter auch Bürgermeister Peter Helml, ExBgm Friedrich Neuhofer und LAbg. Rudolf Kroiß.