Photo: Julia Mühlberger Fotografie, DDD.space
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BEYOND CRISIS
Am 12. Februar 2025 lud das Department of Disruptive Disciplines (DDD) gemeinsam mit DELTA AG zur Impulsveranstaltung „Beyond Crisis“ in die Tabakfabrik Linz ein. Zahlreiche Gäste folgten der Einladung und erlebten einen Abend voller inspirierender Einblicke. Chris Müller führte durch das Programm und leitete die Diskussion mit drei renommierten Experten.
Das zentrale Thema des Abends: Wie können Unternehmen in einer Zeit wachsender Unsicherheiten und komplexer Krisen bestehen? Die Impulsgeber lieferten tiefgehende Analysen, zeigten Herausforderungen, aber auch Potentiale und Chancen auf.
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Harald Katzmair
Harald Katzmair, renommierter Netzwerkanalyst und Gründer von FAS-Research, eröffnete mit einem systemischen Lagebild. Sein Credo: „True Leadership is Capacity for Reality“ – ein Zitat von General Dwight Eisenhower.
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Wolfgang Petschko
„Gab es nicht schon immer Krisen?“ fragte Wolfgang Petschko, Vorstandsdirektor der Donau Versicherung AG Vienna Insurance Group
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Arno Gingl
Arno Gingl, Geschäftsführer bei DELTA Managing & Consulting Engineers, brachte eine neue Perspektive ein: „Wir werden medial von Krisen überflutet“
Menschen nehmen das wahr, was überall sichtbar ist, und übersehen das, was fehlt. „Out of sight – out of mind.“
Harald Katzmair: Die Machtverteilung in einer vernetzten Welt
Harald Katzmair, renommierter Netzwerkanalyst und Gründer von FAS-Research, eröffnete mit einem systemischen Lagebild. Sein Credo: „True Leadership is Capacity for Reality“ – ein Zitat von General Dwight Eisenhower. Leadership bedeutet laut Katzmair, Komplexität zu vereinfachen, den „Laden“ zusammenzuhalten und Dinge auf den Boden zu bringen. Dazu braucht es drei entscheidende Fähigkeiten: Analytische, Relationale und Operationale Kompetenz. Er zeigte, dass Hoch- und Tiefbau bedeutende Säulen der Wertschöpfung in Österreich sind, die Macht über Märkte und Kapitalströme jedoch am Anfang (Rohstoffe, Energie) und am Ende (High-Tech, Finanzen, Plattformen) der Wertschöpfungskette konzentriert ist – fast immer außerhalb Europas.
Sein Appell: Europa muss seine eigene Aspiration finden. Wie wollen wir sein? Besonders die junge Generation sieht er als Hoffnungsträger für neue Wege.
Wolfgang Petschko: Krisen sind das neue Normal
„Gab es nicht schon immer Krisen?“ fragte Wolfgang Petschko, Vorstandsdirektor der Donau Versicherung AG Vienna Insurance Group. Die Österreichische Wirtschaft befindet sich seit 2022 in einer Rezession – eine beunruigende Entwicklung. Gleichzeitig klettert der Aktienmarkt auf nie erreichte Höhen – ein Paradoxon, das tiefere Ursachen hat. Krisen erfordern neue Denkweisen, auch in der Versicherungsbranche. Risiken, die früher getrennt betrachtet wurden, beeinflussen sich heute gegenseitig – von Klima über Cybersecurity bis zu geopolitischen Spannungen. Resilienz bedeutet, diese Verflechtungen zu erkennen und sich darauf einzustellen. Sein Blick auf Krisen war aber nicht nur düster. Petschko zeigt, dass früher nicht alles besser war. Wir haben im Vergleich zu früher jetzt deutlich Verbesserungen in der Lebenserwartung, weniger Verkehrstote und viel bessere Schutzmechanismen gegen Naturkatastrophen als anno dazumals.
Und dass wir großes Glück haben in Österreich zu leben, das wär der eigentliche Lotto Sechser im Leben, das versucht er privat auch seinen Kindern zu vermitteln.
Arno Gingl: Krise zum Frühstuck!
Arno Gingl, Geschäftsführer bei DELTA Managing & Consulting Engineers, brachte eine neue Perspektive ein: „Wir werden medial von Krisen überflutet“. Menschen nehmen das wahr, was überall sichtbar ist, und übersehen das, was fehlt. „Out of sight – out of mind.“ Sein Fazit: Die Menschen werden resilienter und anpassungsfähiger – ein evolutionäres Prinzip, das in Kriegszeiten ebenso gilt wie in wirtschaftlichen Turbulenzen. Aber: Die Angst vor Veränderung bleibt tief in uns verankert. Was braucht also gutes Leadership in Krisenzeiten? Für Arno Gingl sind es „Klare Kommunikation, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft. Krisenzeiten sind auch Innovationszeiten. Es ist wichtig, dass Unternehmen den Fokus auf neuen Technologien, wie KI, Daten und auch Cybersecurity legen. Bedeutend und wesentlich ist für ihn auch die Stärkung von Kooperationen und Allianzen, um Ressourcen, Wissen und Märkte auf- und auszubauen.
Dafür braucht es Diversität und eine Unternehmenskultur, die diese Ansätze möglich macht. Je vielfältiger Teams sind, desto kreativer sind auch ihre Lösungen – ob in Unternehmen, Projekten oder ganzen Gesellschaften.
Fazit: „Beyond Crisis“ – ein Abend am Rande des Abgrundes
Der Abend war inspirierend und trotz vieler Abgründe, die sich auftaten, dominierte die Zuversicht einer neuen Zukunftsgestaltungschance. Es braucht Mut von allen Seiten und aus allen Richtungen, um tatsächlich auch neue Wege zu gehen und abseits ausgetretener Pfade nach seltenen Erden für innovative Errungenschaften made in Europe zu schürfen.
Denn, wie es schon auf der Tischdecke von Chris Müllers Oma gestrickt stand: Unter Druck werden Diamanten geboren!“
Vielen Dank an alle Impulsgeber, den Moderator und an alle Gäste, die diesen Abend mitgestaltet haben!